Ich reise mit leichtem Gepäck bei schönstem Wetter.
Ab Willisau nach Zürich Flughafen mit Umsteigen in Luzern.
Ab Zürich Flughafen nonstop nach Hamburg.
Ab Hamburg mit Umsteigen in Itzehoe nach Meldorf.
Ankunft 21:23 Uhr.
Donnerstag, 30. April 2009
Mittwoch, 29. April 2009
Abschied 8
Ich verlasse die Mühle. Das große Gepäck hat meine Schuhfrau gestern Abend vorsorglich abgeholt. Das kleine Gepäck besteht aus dem Laptop, dem angeschwollenen Notizbuch und meiner Zahnbürste.
Ich habe mich von den Crispins verabschiedet und meinen Dank hier gelassen. Ich habe mich von den Piloten der Air Willisau verabschiedet. Ich habe mich von der Buchhändlerin verabschiedet. Und ich habe mich vom Buchhändler verabschiedet. Ich habe mich von den guten Seelen in der Mühle verabschiedet. Habe ich jemanden vergessen? Ich habe mich von der Geigerin, dem Organisten, dem Pfarrer verabschiedet. Den Nachbarn, den Hasen, dem Töpfer, der Frisöse, die Schumacher heißt aber nicht Schuhmacher ist.
Und ich habe Willisauer Ringli gekauft und Amarettis.
Heute Nacht schlafe ich zum ersten und letzten Mal im Sankt Crispin in Menznau. In einem Zimmer unter dem Dach, in dem bestimmt die eine oder andere meiner Figuren die eine oder andere Nacht auch schon verbracht hat.
Ich habe mich von den Crispins verabschiedet und meinen Dank hier gelassen. Ich habe mich von den Piloten der Air Willisau verabschiedet. Ich habe mich von der Buchhändlerin verabschiedet. Und ich habe mich vom Buchhändler verabschiedet. Ich habe mich von den guten Seelen in der Mühle verabschiedet. Habe ich jemanden vergessen? Ich habe mich von der Geigerin, dem Organisten, dem Pfarrer verabschiedet. Den Nachbarn, den Hasen, dem Töpfer, der Frisöse, die Schumacher heißt aber nicht Schuhmacher ist.
Und ich habe Willisauer Ringli gekauft und Amarettis.
Heute Nacht schlafe ich zum ersten und letzten Mal im Sankt Crispin in Menznau. In einem Zimmer unter dem Dach, in dem bestimmt die eine oder andere meiner Figuren die eine oder andere Nacht auch schon verbracht hat.
Dienstag, 28. April 2009
Abschied 7
Um 13.28 Uhr ist der jüngste Spross der Schuhmacherdynastie zur Welt gekommen: 3.670 kg und 51 cm lang. Ich war zum ersten Mal in der Werkstatt des Willisauer Goldschmieds. Es hat den ganzen Tag geregnet. Ich packe alles bis auf den Computer ein. Am Abend holt die Schuhfrau das Gepäck ab. Wir gehen zum letzten Mal in die Schwesternwirtschaft und trinken ein Glas Wein auf den Neugeborenen. Wolfgang ist in Meldorf eingetroffen. Ich schlafe zum letzten Mal in der Mühle.
Montag, 27. April 2009
Abschied 6
Zum ersten Mal bin ich mit Magenschmerzen aufgewacht. Zum ersten Mal habe ich unglaublich wild geträumt. Die Fotoalben müssen dahinter stecken, hinter den Bildern meiner Nacht. Die Familienfotos, die wir gestern bis spät noch anschauten auf der Suche nach ein paar schwarzweißen Aufnahmen mit gezackten Rändern, die so fest auf dem Papier klebten, als hätte man sie mit Schuhmacherleim für die Ewigkeit in das Album bannen wollen. Wir mussten sie mit einem scharfen Messer von den Seiten schneiden. Und dann spukten die Gäste unzähliger Geburtstags- oder Hochzeitsfeiern durch meinen Schlaf. Aber auch Ferienausflügler und Sonntagsausflügler. Große Kinder und kleine Kinder. Ferienlandschaften und Sonntagslandschaften. Viele Kinder und wenige Kinder. Kaum Alltagsleben. Nur Ausnahmemomente. Ein halbes Jahrhundert Sonntagsgefühle.
Zum ersten Mal regnet es heute den ganzen Tag. Aber ich habe genug Sonne gesehen gestern, bis tief in die Nacht. Der Niederschlag heute ist nicht heftig, aber feucht genug, um als Regen durchzugehen. Durch die Hose oder die dünne Jacke. Kalt ist es nicht. Ich habe genug Farbe gesehen gestern, bis spät am Abend. Heute bin ich zum ersten Mal mit dem Fahrrad durch den Regen gefahren. Die Farbe der Raiffeisenbank wechselt auch tagsüber von pink zu lachs zu grün zu gelb, nur sieht man sie nachts besser. Weit bin ich nicht gekommen, aber weit genug, um nass zu werden.
Zum ersten Mal regnet es heute den ganzen Tag. Aber ich habe genug Sonne gesehen gestern, bis tief in die Nacht. Der Niederschlag heute ist nicht heftig, aber feucht genug, um als Regen durchzugehen. Durch die Hose oder die dünne Jacke. Kalt ist es nicht. Ich habe genug Farbe gesehen gestern, bis spät am Abend. Heute bin ich zum ersten Mal mit dem Fahrrad durch den Regen gefahren. Die Farbe der Raiffeisenbank wechselt auch tagsüber von pink zu lachs zu grün zu gelb, nur sieht man sie nachts besser. Weit bin ich nicht gekommen, aber weit genug, um nass zu werden.
Sonntag, 26. April 2009
Abschied 5
Zum ersten Mal steht heute der neue Mond am Himmel. Eine riesige dünne leuchtende Fingernagelschmale Sichel hängt am Horizont vor der Windschutzscheibe, während die Schuhmacherin ihre Schriftstellerin in der Nacht in die Mühle zurückbringt.
Sie verbrachten heute zum letzten Mal den Sonntag zusammen.
Über Texten, Schuhen, Geschichten, Fotos und vollen Tellern.
Auf Treppen in den Keller und auf den Dachboden.
An Tischen im Garten und im Haus.
Sie verbrachten heute zum letzten Mal den Sonntag zusammen.
Über Texten, Schuhen, Geschichten, Fotos und vollen Tellern.
Auf Treppen in den Keller und auf den Dachboden.
An Tischen im Garten und im Haus.
Samstag, 25. April 2009
Abschied 4
Heute war ich zum letzten Mal im Guonwald. Bin hoch und wieder runter gestiegen. Lief über Vorberg wie immer bis fast zur Mörisegg. Weil es so schön war. Hab ein letztes Mal die Alpen am Horizont gesehen und mir zum letzten Mal überlegt, welches das Glärnischmassiv sein könnte, wo der Böse Faulen hervorguckt, wo der Pfannenstock. Wo der Tödi, der Düssi, der Oberalpstock.
In Gottes Namen. Amen.
Heute Nachmittag sah ich die erste Braut vor der mächtigen Kirche vor meiner Nase. Wie sie nervös herumstakste. Mit den Eltern, dem nervösen Vater. Mit der Brautjungfer. Die Schuhe konnte ich unter der bodenlangen Schleppe nicht sehen. Trotzdem sah ich, dass sie zu eng waren. Das Kleid hingegen wirkte von oben einfach nur wie zuviel Stoff. Die Braut rauchte. Unruhig. Ich verstand ihren Zustand nicht. Sie tat das doch alles freiwillig. [Wie nach Redaktionsschluss zu erfahren war, handelte es sich um die erste eidgenössisch diplomierte Polybau-Poliererin, oder Flachdachdeckermeisterin - kein Wunder also, sieht so eine Frau im weißen Hochzeitstüll "verkleidet" aus.]
Zu beiden Seiten des Kirchenportals sind kleine Metallkästen in das Gestein eingelassen. Sie lassen sich entfernen. Ab und zu leert sie der Mann, der im Winter auch den Schnee fegte. Aschenbecher.
Am Vormittag war der Dreißigste für den Napftoten.
Menschen, die zum Palmsonntagshochamt gehen, zur Karfreitagsmesse, zur Osternachtfeier, zum Weißen Sonntag, zum Wettersegen, zum Wortgottesdienst, zum Familiengottesdienst mit Kinderwagen, zur Eucharistiefeier oder zu einem normalen Werktagsgottesdienst am Morgen oder am Abend. Menschen, die sich zu einer Begräbnisfeier versammeln. Menschen, die an Gedenkandachten teilnehmen. Menschen, die zu einer Hochzeit zusammenkommen. Sie alle müssen vor der Kirche schnell noch eine rauchen. Denn drin gilt Rauchverbot. Sie stehen herum wie vor jeder Kneipe. Hektisch und getrieben.
Und der Pfarrer parkt sein Auto direkt neben dem Kirchenportal. Vor Feiertagen und wenn viele Gottesdienstbesucher erwartet werden, wie beispielsweise heute, stellt er es auf eines der blau oder weiß umrandeten Parkfelder unterhalb der Kirche. Wolfgang meinte, scharfzüngig wie er nun einmal ist, rein passe er, der Napfberglandtaugliche Wagen nun einmal nicht. Ein Pfarrer habe ja wohl Anspruch darauf, dass alles, was sein ist, in der Kirche unterkommt.
In Gottes Namen. Amen.
Heute Nachmittag sah ich die erste Braut vor der mächtigen Kirche vor meiner Nase. Wie sie nervös herumstakste. Mit den Eltern, dem nervösen Vater. Mit der Brautjungfer. Die Schuhe konnte ich unter der bodenlangen Schleppe nicht sehen. Trotzdem sah ich, dass sie zu eng waren. Das Kleid hingegen wirkte von oben einfach nur wie zuviel Stoff. Die Braut rauchte. Unruhig. Ich verstand ihren Zustand nicht. Sie tat das doch alles freiwillig. [Wie nach Redaktionsschluss zu erfahren war, handelte es sich um die erste eidgenössisch diplomierte Polybau-Poliererin, oder Flachdachdeckermeisterin - kein Wunder also, sieht so eine Frau im weißen Hochzeitstüll "verkleidet" aus.]
Zu beiden Seiten des Kirchenportals sind kleine Metallkästen in das Gestein eingelassen. Sie lassen sich entfernen. Ab und zu leert sie der Mann, der im Winter auch den Schnee fegte. Aschenbecher.
Am Vormittag war der Dreißigste für den Napftoten.
Menschen, die zum Palmsonntagshochamt gehen, zur Karfreitagsmesse, zur Osternachtfeier, zum Weißen Sonntag, zum Wettersegen, zum Wortgottesdienst, zum Familiengottesdienst mit Kinderwagen, zur Eucharistiefeier oder zu einem normalen Werktagsgottesdienst am Morgen oder am Abend. Menschen, die sich zu einer Begräbnisfeier versammeln. Menschen, die an Gedenkandachten teilnehmen. Menschen, die zu einer Hochzeit zusammenkommen. Sie alle müssen vor der Kirche schnell noch eine rauchen. Denn drin gilt Rauchverbot. Sie stehen herum wie vor jeder Kneipe. Hektisch und getrieben.
Und der Pfarrer parkt sein Auto direkt neben dem Kirchenportal. Vor Feiertagen und wenn viele Gottesdienstbesucher erwartet werden, wie beispielsweise heute, stellt er es auf eines der blau oder weiß umrandeten Parkfelder unterhalb der Kirche. Wolfgang meinte, scharfzüngig wie er nun einmal ist, rein passe er, der Napfberglandtaugliche Wagen nun einmal nicht. Ein Pfarrer habe ja wohl Anspruch darauf, dass alles, was sein ist, in der Kirche unterkommt.
Freitag, 24. April 2009
Abschied 3
Heute früh hing hoffentlich der Atem des ersten Spaziergängers zum letzten Mal wie eine weiße Wolke vor seinem Gesicht. Heute Abend saß ich zum ersten Mal im Landgasthof auf dem Menzberg, welchen die Einheimischen immer noch Kurhaus nennen. Die Sicht war wie das Wetter. Unschlüssig. Bedeckt. Trotzdem glaubte ich in einem lichten Moment den Titlis erspäht zu haben zwischen Pilatus und Brienzer Rothorn. Vielleicht aber war es auch nur eine stürmische Wolkenfatamorgana. Was ich aber sicher den ganzen Abend vor Augen hatte, war die Hasenmatt. Dort ist eine meiner Figuren zur Welt gekommen.
Ich habe viele Dinge heute zum ersten und zugleich letzten Mal getan, gesehen, gehört.
Ich habe viele Dinge heute zum ersten und zugleich letzten Mal getan, gesehen, gehört.
Donnerstag, 23. April 2009
Abschied 2
Heute war ich zum letzten Mal einkaufen. Habe mir ausgerechnet, was ich noch alles essen kann und bin frohlockend mit dem letzten zusammengefalteten Kassenzettel von dannen gezogen. Auf dem Heimweg betrat ich zum erstenmal seit fast vier Monaten die Apotheke und kaufte Similasan Augentropfen Nr. 2 und Alcacyl. Aus lauter Nostalgie. Die blutjunge Verkäuferin schaute mich prüfend an und machte mich darauf aufmerksam, dass ich letzteres nicht schlucken soll, falls ich blutverdünnende Mittel einnehme. Tja, dachte ich, als ich wieder auf der Straße stand. So weit ist es also gekommen. So alt sehe ich also aus. Die Sonne schien und der Bisluft ging.
Mittwoch, 22. April 2009
Abschied 1
Heute war ich zum letzten Mal in Basel im Formonterhof. Habe zum letzten Mal dort die Chi Form geübt. Die Basler Tai Chi Lehrerin benützt eine andere Sprache, andere Bilder, andere Vergleiche als alle meine bisherigen Lehrer. Die Berliner, die Hamburger, der Krakauer. Schon deshalb haben sich die Fahrten mit der SBB gelohnt. Mein Basel ist anders geworden. Sie, die Baslerin, hat mich heute darauf aufmerksam gemacht, dass mir das Zentrum fehlt. Sie meinte eine der Vertiefungsstufen. Das weiß ich. So weit bin ich noch gar nicht. Aber sie sah mich gerade richtig. Meine Mitte besteht tatsächlich momentan aus Luft. Oder einem klaffenden Loch. Ich trage gute Schuhe. Und habe einen müden Kopf. Dazwischen ist nichts. Und dafür haben sich die Fahrten mit der SBB gelohnt.
Der Formonterhof ist eingepackt. Der Ausblick auf den Rhein aus seinem Innern ist verhängt mit einem staubsicheren Vorhang. Die Vormittagskurse verlege sie in den Park, sagt die Basler Tai Chi Lehrerin. Das Stemmen, Schleifen, Gebläse sei unerträglich. Das Entfernen des bisherigen Anstrichs, bis zu 14 Farbschichten ist geräuschintensiv und nervtötend. Bis ich wieder nach Basel komme, wird der neue Ocker-Farbton bereits wieder angeschwärzt sein.
Der Formonterhof ist eingepackt. Der Ausblick auf den Rhein aus seinem Innern ist verhängt mit einem staubsicheren Vorhang. Die Vormittagskurse verlege sie in den Park, sagt die Basler Tai Chi Lehrerin. Das Stemmen, Schleifen, Gebläse sei unerträglich. Das Entfernen des bisherigen Anstrichs, bis zu 14 Farbschichten ist geräuschintensiv und nervtötend. Bis ich wieder nach Basel komme, wird der neue Ocker-Farbton bereits wieder angeschwärzt sein.
Dienstag, 21. April 2009
Wortverankerungen
Schon seit mehreren Wochen hängt dieses Plakat am Willisauer Bahnhof. Ich vergesse es immer wieder. Es verfolgt mich nicht. Ich vergesse seine Aussage, die einzelnen Wörter, den Sinn, der mir nicht aufgehen will, sofort wieder, kaum bin ich um die nächste Ecke gebogen oder in den nächsten Zug gestiegen. Die Agentur C, die für diese Art von "Werbekampagne" verantwortlich zeichnet, hat ihr Ziel (ich zitiere: "Die Agentur C möchte, dass alle Menschen Gottes Realität und Erfahrbarkeit erleben und mit ihm in Beziehung treten") in meinem Fall offenbar nicht erreicht.
Jedesmal, wenn ich auf einen Zug warte, starre ich das Plakat an und wundere mich von neuem. Was soll das bedeuten? Wie soll ich das verstehen: "Es ist besser, auf Gott zu vertrauen, als sich auf Menschen zu verlassen"?
Hätte ich in den letzten drei Monaten auf Gott vertraut und mich nicht auf Menschen verlassen, wäre ich heute nicht mehr hier. Obwohl ich fast täglich in den Willisauer Kirchen sitze, habe ich nicht das Gefühl, Gott würde etwas für mich tun. Weder kann er mein Heimweh lindern, noch kennt er sich aus mit Schuhmachervokabular oder dem grammatikalischen Geschlecht von Flurnamen in den Napfabdachungen. Wie soll ich hier (hier oder anderswo - im Moment bin ich hier) leben und mich nicht auf Menschen verlassen? Nur auf Gott vertrauend? Ohne mich auf Menschen zu verlassen? Auf Menschen wie die Schuhfrau, die mich einen ganzen Nachmittag lang in ihrer Werkstatt herumstehen lässt, damit ich endlich begreife, was sie tut. Wie den Orgelspieler, den ich mittlerweile höre, ohne in der Kirche sitzen zu müssen, denn meine Fenster lassen sich nach innen öffnen. Wie die Verlegerin, die mir einen Fototermin erlässt und den Abgabetermin um zwei Wochen hinausschiebt. Wie die Grafikerin, die als einzige weiß, dass es das Guon heißt und die Gulp. Wie die Geigerin, die mir einen Tisch am Fenster ihres Wohnzimmers zur Verfügung stellt. Wie die alte Schuhmacherfrau, die Bärlauchsuppe kocht und Erdbeeren schnippelt? Wie der alte Schuhmacher, der mich belehrt, dass seine Schuhmacherschürze nie Taschen gehabt habe, weder außen noch innen. Die ließ er immer wegtrennen, weil sie unpraktisch sind und sich darin nur Dreck ansammelt. Wie die Schuhfrau, die richtig bemerkt, dass ich für das, was ich mir vorgenommen habe, nicht die richtigen Schuhe an den Füßen trage. Wie ... Wie Wolfgang, der mich auch aus China jeden Tag anruft und fragt "wieviele Seiten hast du heute geschrieben?"
Die Agentur C hat ein Siebenjahresprogramm: "In sieben Jahren Gottes Wort in der Schweiz verankern". Von September 2005 bis März 2008 lief die erste Phase: "Gottes Charakter vorstellen". Die zweite Phase steht unter dem Motto "Gottes Liebe und Treue Lehren". Sie dauert bis September 2010. Danach folgt die letzte Phase, "Gottes Gebote bekannt machen" Im Jahr 2012 ist soll das Wort Gottes in der Schweiz verankert sein.
Ich habe ein Viermonateprogramm. Ein Buch schreiben. Der Willisauer Bahnhof wird gerade umgebaut, behindertengerecht mit Fahrstuhl ausgestattet und dergleichen mehr. Im Moment wirkt er sehr unübersichtlich und voller Stolpersteine. Ich verlasse mich auf Menschen und freue mich, wenn der Zug nach Menznau pünktlich einfährt. Oder wenn ich den Weg durch die Unterführung auch nach der nächsten Bauphase wieder finde.
Jedesmal, wenn ich auf einen Zug warte, starre ich das Plakat an und wundere mich von neuem. Was soll das bedeuten? Wie soll ich das verstehen: "Es ist besser, auf Gott zu vertrauen, als sich auf Menschen zu verlassen"?
Hätte ich in den letzten drei Monaten auf Gott vertraut und mich nicht auf Menschen verlassen, wäre ich heute nicht mehr hier. Obwohl ich fast täglich in den Willisauer Kirchen sitze, habe ich nicht das Gefühl, Gott würde etwas für mich tun. Weder kann er mein Heimweh lindern, noch kennt er sich aus mit Schuhmachervokabular oder dem grammatikalischen Geschlecht von Flurnamen in den Napfabdachungen. Wie soll ich hier (hier oder anderswo - im Moment bin ich hier) leben und mich nicht auf Menschen verlassen? Nur auf Gott vertrauend? Ohne mich auf Menschen zu verlassen? Auf Menschen wie die Schuhfrau, die mich einen ganzen Nachmittag lang in ihrer Werkstatt herumstehen lässt, damit ich endlich begreife, was sie tut. Wie den Orgelspieler, den ich mittlerweile höre, ohne in der Kirche sitzen zu müssen, denn meine Fenster lassen sich nach innen öffnen. Wie die Verlegerin, die mir einen Fototermin erlässt und den Abgabetermin um zwei Wochen hinausschiebt. Wie die Grafikerin, die als einzige weiß, dass es das Guon heißt und die Gulp. Wie die Geigerin, die mir einen Tisch am Fenster ihres Wohnzimmers zur Verfügung stellt. Wie die alte Schuhmacherfrau, die Bärlauchsuppe kocht und Erdbeeren schnippelt? Wie der alte Schuhmacher, der mich belehrt, dass seine Schuhmacherschürze nie Taschen gehabt habe, weder außen noch innen. Die ließ er immer wegtrennen, weil sie unpraktisch sind und sich darin nur Dreck ansammelt. Wie die Schuhfrau, die richtig bemerkt, dass ich für das, was ich mir vorgenommen habe, nicht die richtigen Schuhe an den Füßen trage. Wie ... Wie Wolfgang, der mich auch aus China jeden Tag anruft und fragt "wieviele Seiten hast du heute geschrieben?"
Die Agentur C hat ein Siebenjahresprogramm: "In sieben Jahren Gottes Wort in der Schweiz verankern". Von September 2005 bis März 2008 lief die erste Phase: "Gottes Charakter vorstellen". Die zweite Phase steht unter dem Motto "Gottes Liebe und Treue Lehren". Sie dauert bis September 2010. Danach folgt die letzte Phase, "Gottes Gebote bekannt machen" Im Jahr 2012 ist soll das Wort Gottes in der Schweiz verankert sein.
Ich habe ein Viermonateprogramm. Ein Buch schreiben. Der Willisauer Bahnhof wird gerade umgebaut, behindertengerecht mit Fahrstuhl ausgestattet und dergleichen mehr. Im Moment wirkt er sehr unübersichtlich und voller Stolpersteine. Ich verlasse mich auf Menschen und freue mich, wenn der Zug nach Menznau pünktlich einfährt. Oder wenn ich den Weg durch die Unterführung auch nach der nächsten Bauphase wieder finde.
Montag, 20. April 2009
Meine Nachbarn II
Meine Nachbarn sind weitergezogen. Mehr Gras als für ein einziges Wochenende war nicht zu holen vor meinem Fenster. Noch höre ich sie, denn sie tragen Glöckchen. Sie grasen wahrscheinlich weiter oben am Schlosshügel und fürchten sich dort in der Nacht, wenn es gewittert. Sehen kann ich sie nicht mehr, denn meine Fenster sind denkmalgeschützt. Ich kann sie nicht nach außen öffnen und mich nicht hinauslehnen.
Sonntag, 19. April 2009
Auf der anderen Seite der Stadtmauer II
Zur Erinnerung noch einmal das Bild vom modernen Anbau westlich der Stadtmühle, dh außerhalb der alten Stadtmauer - entlehnt von http://www.willisau.ch/ .
Ich saß heute den ganzen Tag unten in der hellsten und höchsten Ecke der Mühle. Ich blätterte im Leben meiner jungen Protagonistin. Ich brauche immer noch viel Licht. Immer, wenn ich den Blick von ihrem Leben hob, sah ich Holz. Ich sah durch die hohen Fenster draußen Holz. Holz am Anbau. Rund herum. Massive Holzbretter. Bis ich endlich verstand: der Anbau ist nicht aus Beton gebaut, wie ich immer meinte. Sondern da ist Holz. Sichtbar. Außen. Wenigstens (was heißt "wenigstens"?) als Verkleidung. Vielleicht ist der rechteckige Kasten darunter doch aus Beton gebaut. Das weiß ich nicht und zeigen will er mir das nicht. Das Holz erkannte ich als Holz erst heute Nachmittag bei der richtigen Sonneneinstrahlung. Der Anbau ist holzverkleidet. Dreieinhalb Monate habe ich für diese simple Einsicht gebraucht. Erst heute sah ich Holz. Und nicht Beton. Langläufige, waagerechte, langgezogene Maserungen. Die Bretter liegen am Anbau. Ich stand auf von meinem provisorischen Arbeitstisch und befühlte sie. Dort, wo sie um die Ecke ins Innere kommen. Denn die Tür, eine Notausgangstür, die nach draußen führt, auf die Feuertreppe, ist verschlossen. Ich spüre unter meinen Fingerbeeren das Holz und seine Struktur. In Berlin befühlte ich andere Wände. Die zeigten auch Holzmaserungen, bestanden aber unzweifelhaft aus Beton. Im Sichtbeton der Gebäude, deren Wände mein Schwiegervater beim Bau eingeschalt hatte, ist die Maserung der Schalbretter für immer und ewig hinterlegt. Lotrecht, denn Schalbretter stehen am Bau.
Hier tut das Holz so, als ob es Beton wäre. Und liegt in der Welt.
Dort zeigt der Beton, was ihn einmal aufgerichtet hatte. Aufrecht. Wie Bäume im Wald.
Ich saß heute den ganzen Tag unten in der hellsten und höchsten Ecke der Mühle. Ich blätterte im Leben meiner jungen Protagonistin. Ich brauche immer noch viel Licht. Immer, wenn ich den Blick von ihrem Leben hob, sah ich Holz. Ich sah durch die hohen Fenster draußen Holz. Holz am Anbau. Rund herum. Massive Holzbretter. Bis ich endlich verstand: der Anbau ist nicht aus Beton gebaut, wie ich immer meinte. Sondern da ist Holz. Sichtbar. Außen. Wenigstens (was heißt "wenigstens"?) als Verkleidung. Vielleicht ist der rechteckige Kasten darunter doch aus Beton gebaut. Das weiß ich nicht und zeigen will er mir das nicht. Das Holz erkannte ich als Holz erst heute Nachmittag bei der richtigen Sonneneinstrahlung. Der Anbau ist holzverkleidet. Dreieinhalb Monate habe ich für diese simple Einsicht gebraucht. Erst heute sah ich Holz. Und nicht Beton. Langläufige, waagerechte, langgezogene Maserungen. Die Bretter liegen am Anbau. Ich stand auf von meinem provisorischen Arbeitstisch und befühlte sie. Dort, wo sie um die Ecke ins Innere kommen. Denn die Tür, eine Notausgangstür, die nach draußen führt, auf die Feuertreppe, ist verschlossen. Ich spüre unter meinen Fingerbeeren das Holz und seine Struktur. In Berlin befühlte ich andere Wände. Die zeigten auch Holzmaserungen, bestanden aber unzweifelhaft aus Beton. Im Sichtbeton der Gebäude, deren Wände mein Schwiegervater beim Bau eingeschalt hatte, ist die Maserung der Schalbretter für immer und ewig hinterlegt. Lotrecht, denn Schalbretter stehen am Bau.
Hier tut das Holz so, als ob es Beton wäre. Und liegt in der Welt.
Dort zeigt der Beton, was ihn einmal aufgerichtet hatte. Aufrecht. Wie Bäume im Wald.
Samstag, 18. April 2009
Meine Nachbarn
Es klingelt. Ich erwache in der Mühle. Auf dem steilen winzigen grünen Dreieck am Schlosshügel, auf der Südseite der Kirche versammeln sich Schafe. Dunkelbraune Schafe. Eine ganze Herde. Ich kann nur ein einziges Lamm entdecken. Alle haben gelbe Marken in den Ohren und Glöckchen um den Hals. Als wollten sie mich meine Sehnsucht nicht vergessen lassen. An der Nordsee grasen jetzt die Schafe mit ihren Osterlämmern auf dem Deich. Ohne Glöckchen um den Hals. Die sind mit Farbe auf dem Rücken markiert. Und nummeriert. Würden sie dort das Gras nicht immer wieder abrupfen, könnte der Deich den Stürmen nicht standhalten. Und unser Haus stünde wahrscheinlich bald unter Wasser.
Freitag, 17. April 2009
Pressespiegel
In der Zeitung von vorgestern lese ich staunend vom "Notstand bei der Notdurft" - bei der SBB seien zu viele Toiletten defekt. In einem Vormittagszug von Bern nach Baden, wird berichtet, funktionierten am Dienstag nach Ostern von 7 Toiletten nur 4. Der Zugbegleiter oder Kondukteur erklärte dem Passagier, das sei nicht ungewöhnlich. Nach Feiertagen blieben viele Zugtoiletten verschlossen. Weil, so wird er zitiert, an den freien Tagen weniger Personal arbeite, könnten die Fäkalientanks nicht geleert werden. Und ein zweiter Kondukteur ergänzt: die SBB habe Mühe, Ersatzteile bei den Herstellern ihrer Toiletten zu beschaffen. Deshalb seien viele Toiletten unbrauchbar.
Ich staune. Ich habe in den letzten drei Monaten in keinem Zug eine Toilette angetroffen mit einem "Fäkalientank". Ich fahre regelmäßig Zug in diesem Land. Meine Lieblingsrennstrecken sind Willisau - Basel oder Willisau - Zürich. Mit umsteigen meist in Olten, ab und zu auch in Luzern, Sursee oder Nebikon. Mittlerweile habe ich herausgefunden, dass ich in einem weniger überfüllten Intercity nach Basel komme, wenn ich mir in Olten jeweils zwei Minuten länger auf dem Bahnsteig die Beine vertrete. Genauso direkt und ohne Halt. Aber ein Klo, das anders funktioniert als mit direktem Abgang auf die Geleise habe ich noch nirgends angetroffen.
Ein SBB-Sprecher wird zitiert mit dem Satz: "Unser Ziel ist, dass unsere Toiletten während 97 Prozent ihrer Einsatzzeit verfügbar sind." Letztes Jahr habe die SBB lediglich einen Wert von 95 Prozent erreicht. Weshalb die SBB ihr eigenes Ziel verfehlte, kann der Sprecher nicht sagen, betont aber, dass sie weder Probleme mit der Lieferung von Ersatzteilen habe noch mit der Leerung der Abwassertanks.
Das glaube ich ihm aufs Wort. Denn für die altmodischen Plumpsklos, auf denen ich meine Notdurft in den Zügen der SBB verrichte, braucht man weder das eine noch das andere.
Ich staune. Ich habe in den letzten drei Monaten in keinem Zug eine Toilette angetroffen mit einem "Fäkalientank". Ich fahre regelmäßig Zug in diesem Land. Meine Lieblingsrennstrecken sind Willisau - Basel oder Willisau - Zürich. Mit umsteigen meist in Olten, ab und zu auch in Luzern, Sursee oder Nebikon. Mittlerweile habe ich herausgefunden, dass ich in einem weniger überfüllten Intercity nach Basel komme, wenn ich mir in Olten jeweils zwei Minuten länger auf dem Bahnsteig die Beine vertrete. Genauso direkt und ohne Halt. Aber ein Klo, das anders funktioniert als mit direktem Abgang auf die Geleise habe ich noch nirgends angetroffen.
Ein SBB-Sprecher wird zitiert mit dem Satz: "Unser Ziel ist, dass unsere Toiletten während 97 Prozent ihrer Einsatzzeit verfügbar sind." Letztes Jahr habe die SBB lediglich einen Wert von 95 Prozent erreicht. Weshalb die SBB ihr eigenes Ziel verfehlte, kann der Sprecher nicht sagen, betont aber, dass sie weder Probleme mit der Lieferung von Ersatzteilen habe noch mit der Leerung der Abwassertanks.
Das glaube ich ihm aufs Wort. Denn für die altmodischen Plumpsklos, auf denen ich meine Notdurft in den Zügen der SBB verrichte, braucht man weder das eine noch das andere.
Donnerstag, 16. April 2009
Das erste Gewitter
Ich bin unersättlich und sitze auf Ushmas Balkon und starre in den verdüsterten Himmel. Gleich werden die ersten Blitze erbarmungslos ihre Lichtschneisen durch die schwarzen Wolken ziehen, auf die Chäppelimatt, auf die Eimatt, auf den Lütenberg, auf den Klünsberg. Hagel peitscht die Wege frei. Ich brauche Licht, gleich welcher Konsistenz. Ich bin an einem kritischen Punkt in meinem Text angekommen. Ich muss mich entscheiden, welche Richtung die Energie nimmt. Ob sie der Schwerkraft folgt oder nicht.
Mittwoch, 15. April 2009
Lichthunger
Seit die Sonne scheint, brauche ich Licht. Viel Licht. Und noch mehr Licht. Die Wiesen sind so schnell grün geworden, als hätte es nie einen Winter gegeben. Gestern Abend war ich im Studehüsli. Am Sonntag lief ich mit Wolfgang über den Honig - oder über die hohe Egg. Wir saßen auf einer Holzbank auf dem Honigchäppeli - dem Bildstock, der seinen Namen von der Egg, auf der er steht erhalten hat. Oder von den vielen Honighöfen, der Under-, Mittler- und Grosshonig, der Neuhonig, der Hinderhonig, der Under- und Oberhonigschwand. Das Chäppeli - die Kapelle - steht zwischen zwei mächtigen Linden, den Honiglinden. Sie wurden im Volksempfinden zusammen mit dem kleinen Heiligtum zum Wahrzeichen der hohen Egg. Als man die alten Bäume einmal fällen wollte und die Axt bei der ersten ansetzte, begann sie zu bluten. Also ließ man sie stehen. Wir schnauften und schwitzten in ihrem Schatten, glotzten auf die unerklärlichen Alpengipfel am Horizont. Wolfgang sagte, hier könnte er nicht leben. Das sei ihm zu gottverlassen. Er fliegt heute in eine gottergebene Gegend dieser Erde. Nach Hongkong. Fährt weiter nach Guangzhou, Zhuhai, Macao. Und nächste Woche nach Beijing. Ab sofort ist er weg, nicht ich. Ich war im Studehüsli. Und als ich es in der Nacht verließ, war es draußen finster wie in einer Kuh. Ich sah zum ersten Mal Sterne in der Schweiz. Einen Sternenhimmel wie über unserem Haus an der Nordsee.
Dienstag, 14. April 2009
Die Akkulturationskurve
Wolfgang war da und hat mir wissenschaftlich erklärt, was ich unwissenschaftlich an mir erfahren habe: auf das Nicht-kennen oder die Ignoranz der Fremde folgt die Euphorie (zB meine Begeisterung über ferne schneebedeckte Alpengipfel), die Verzweiflung (in meinem Fall: zusammengefaltete Kassenzettel), die Anpassung (alternativ für mich: absehbarer Exit).
So funktioniert das, sagt er, wenn Mensch in ein fremdes Land fährt.
Aber, wende ich (zum wievielten Mal?) ein, ich bin in kein fremdes Land gefahren.
So funktioniert das, sagt er, wenn Mensch in ein fremdes Land fährt.
Aber, wende ich (zum wievielten Mal?) ein, ich bin in kein fremdes Land gefahren.
Freitag, 10. April 2009
Die Durchmesserlinie
Das Wort, das mir am 5. Januar nach meiner Ankunft irgendwo vor dem Zugfenster durch den Kopf schoss, heißt Durchmesserlinie. Heute habe ich es wieder gefunden. Durchmesserlinie Altstätten - Zürich - Oerlikon. In absehbarer Zeit wird man in der Schweiz nur noch unterirdisch Zug fahren können. Demnächst wird man die ganze Schweiz nur noch auf Durchmesserlinien befahren können. Durchmesserlinien sind per definitionem unterirdisch.
Oberirdisch gibt es schon lange für niemanden mehr freien Platz, und schon gar nicht für geometrisch exakte Linien.
Oberirdisch gibt es schon lange für niemanden mehr freien Platz, und schon gar nicht für geometrisch exakte Linien.
Montag, 6. April 2009
Ariella
Etwas sahen wir gestern, nur etwas - was nicht aus meinem Text stammt: ein zwei Tage altes Kalb. Es stand auf seinen langen dünnen Beinen und hüpfte übermütig um die Mutterkuh herum. Die Bäuerin, eine Kuhnärrin, die schon mal am Sonntag mit der Lieblingskuh spazieren geht, erklärte uns, das Kalb heiße Ariella. Sie suche für ihre Kälber immer schöne Namen aus. Da wussten wir alle noch nicht, dass die Meggener Ariella gerade mit ihrem sensationellen Pferdsprung Europameisterin geworden war.
Sonntag, 5. April 2009
Das zweite Kapitel
Wie immer am ersten Sonntag des Monats marschieren die Schuhfrau und ihre Schriftstellerin durch die Welt des Textes. Heute haben wir ein Mammutprogramm vor uns. Wir schreiten die Koordinaten des zweiten Kapitels ab. So wie in manchen Gemeinden am sogenannten Banntag die Männer mit Gewehren den Gemeindebann abschreiten. Wir sind unbewaffnet. Neugierig treiben wir ein ganzes Jahrhundert Geschichten vor uns her und trauen unseren Augen nicht, dass hinter jedem Hügel des Napfberglandes noch eine Figur hockt. Die entweder neue Schuhe braucht, oder wenigstens einen ganzen Absatz.
Freitag, 3. April 2009
Die erste Eule
Wolfgang meldet aus Meldorf (dieser Ortsname kommt tatsächlich von "melden") die erste Eule. Sie hat sich in eine unserer Weißtannen gesetzt, die den Garten zur Flensburger Straße abschirmen. Sie ist klein, sagt er. Wahrscheinlich eines der aufmerksamen Eulenmännchen vom letzten Jahr. Von den großen Eulenweibchen vorausgeschickt. Zum Ausspähen. Und Platzsichern. Sobald die Ahörner um die Ecke an der Schleswiger Straße ihre Blätter austreiben, werden sie sich dort zum Schlafen niederlassen.
Donnerstag, 2. April 2009
Aprilscherz
Heute kann man ja darüber reden. Dass gestern die halbe Schweiz Kopf stand.
Nicht wegen der von Schweiz Tourismus lancierten Aktion, sämtliche Felsen in diesem Land von Vogelscheisse zu befreien, durch Putzen der Berge, nicht durch Umerziehung der Flugtiere - einer Idee, die sich heute bereits als bester Werbegag aller Zeiten qualifiziert, da sie sich ganz von allein durch alle Pressemeldungen rund um den Globus wälzte.
Nein, die halbe Schweiz stand Kopf wegen der vom Bundesrat lancierten Aktion zur Rettung des N. Als erstes wurden im Kanton Bern allen Ortsnamen auf -igen das längst fällig N einverleibt. So wurde aus Bolligen (wer kennt es nicht!) nun Bollingen (die Deutschen haben's eh immer so geschrieben), aus Ittigen Ittingen, aus Albligen Alblingen, aus Seftigen Seftingen, aus Rümligen Rümlingen, aus Uttigen Uttingen usw.
Statt sich zu freuen, stellten online-Zeitungsleser spitzfindige Kommentare ins Netz. Dass das neue blaue Ortsschild "Bollingen", das auf einem Foto zu sehen war, nicht in der "unsäglichen Frutiger-Schrift" geschrieben sei, die seit fünf Jahren verbindlich sei "für alle Verkehrsbeschriftungen". Dass die Frutiger-Schrift, die "als Denkmal für den Graphiker Frutiger gedacht" war, "aus Distanz unleserlich und daher verkehrsgefährdend" sei. Ein aufrechter Bürger stellte fest: "So ein neues Schild und bereits so kaputt!" Und eine Thurgauerin vermeldete, dass in ihrem Kanton bereits 60% aller Flur- und Ortsnamen "verschweizerdeutscht oder bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt" wurden und führt Beispiele an: "Rotbühl wurde zu Roopel, Siegensee zu Zigeze usw. usf."
Mann und Frau lernt nie aus.
Nicht wegen der von Schweiz Tourismus lancierten Aktion, sämtliche Felsen in diesem Land von Vogelscheisse zu befreien, durch Putzen der Berge, nicht durch Umerziehung der Flugtiere - einer Idee, die sich heute bereits als bester Werbegag aller Zeiten qualifiziert, da sie sich ganz von allein durch alle Pressemeldungen rund um den Globus wälzte.
Nein, die halbe Schweiz stand Kopf wegen der vom Bundesrat lancierten Aktion zur Rettung des N. Als erstes wurden im Kanton Bern allen Ortsnamen auf -igen das längst fällig N einverleibt. So wurde aus Bolligen (wer kennt es nicht!) nun Bollingen (die Deutschen haben's eh immer so geschrieben), aus Ittigen Ittingen, aus Albligen Alblingen, aus Seftigen Seftingen, aus Rümligen Rümlingen, aus Uttigen Uttingen usw.
Statt sich zu freuen, stellten online-Zeitungsleser spitzfindige Kommentare ins Netz. Dass das neue blaue Ortsschild "Bollingen", das auf einem Foto zu sehen war, nicht in der "unsäglichen Frutiger-Schrift" geschrieben sei, die seit fünf Jahren verbindlich sei "für alle Verkehrsbeschriftungen". Dass die Frutiger-Schrift, die "als Denkmal für den Graphiker Frutiger gedacht" war, "aus Distanz unleserlich und daher verkehrsgefährdend" sei. Ein aufrechter Bürger stellte fest: "So ein neues Schild und bereits so kaputt!" Und eine Thurgauerin vermeldete, dass in ihrem Kanton bereits 60% aller Flur- und Ortsnamen "verschweizerdeutscht oder bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt" wurden und führt Beispiele an: "Rotbühl wurde zu Roopel, Siegensee zu Zigeze usw. usf."
Mann und Frau lernt nie aus.
Mittwoch, 1. April 2009
Kein Aprilscherz
Es ist kein Aprilscherz: heute fängt ein neues Kapitel an. Auf meinem Bildschirm. In meinem Kopf ist dieses nächste und letzte Kapitel längst vorhanden. Als Idee. Nicht als Text. Als Gedankensammlung lag es schon auf meinem Schreibtisch am Wattenmeer.
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