Samstag, 25. April 2009

Abschied 4

Heute war ich zum letzten Mal im Guonwald. Bin hoch und wieder runter gestiegen. Lief über Vorberg wie immer bis fast zur Mörisegg. Weil es so schön war. Hab ein letztes Mal die Alpen am Horizont gesehen und mir zum letzten Mal überlegt, welches das Glärnischmassiv sein könnte, wo der Böse Faulen hervorguckt, wo der Pfannenstock. Wo der Tödi, der Düssi, der Oberalpstock.
In Gottes Namen. Amen.
Heute Nachmittag sah ich die erste Braut vor der mächtigen Kirche vor meiner Nase. Wie sie nervös herumstakste. Mit den Eltern, dem nervösen Vater. Mit der Brautjungfer. Die Schuhe konnte ich unter der bodenlangen Schleppe nicht sehen. Trotzdem sah ich, dass sie zu eng waren. Das Kleid hingegen wirkte von oben einfach nur wie zuviel Stoff. Die Braut rauchte. Unruhig. Ich verstand ihren Zustand nicht. Sie tat das doch alles freiwillig. [Wie nach Redaktionsschluss zu erfahren war, handelte es sich um die erste eidgenössisch diplomierte Polybau-Poliererin, oder Flachdachdeckermeisterin - kein Wunder also, sieht so eine Frau im weißen Hochzeitstüll "verkleidet" aus.]
Zu beiden Seiten des Kirchenportals sind kleine Metallkästen in das Gestein eingelassen. Sie lassen sich entfernen. Ab und zu leert sie der Mann, der im Winter auch den Schnee fegte. Aschenbecher.
Am Vormittag war der Dreißigste für den Napftoten.
Menschen, die zum Palmsonntagshochamt gehen, zur Karfreitagsmesse, zur Osternachtfeier, zum Weißen Sonntag, zum Wettersegen, zum Wortgottesdienst, zum Familiengottesdienst mit Kinderwagen, zur Eucharistiefeier oder zu einem normalen Werktagsgottesdienst am Morgen oder am Abend. Menschen, die sich zu einer Begräbnisfeier versammeln. Menschen, die an Gedenkandachten teilnehmen. Menschen, die zu einer Hochzeit zusammenkommen. Sie alle müssen vor der Kirche schnell noch eine rauchen. Denn drin gilt Rauchverbot. Sie stehen herum wie vor jeder Kneipe. Hektisch und getrieben.
Und der Pfarrer parkt sein Auto direkt neben dem Kirchenportal. Vor Feiertagen und wenn viele Gottesdienstbesucher erwartet werden, wie beispielsweise heute, stellt er es auf eines der blau oder weiß umrandeten Parkfelder unterhalb der Kirche. Wolfgang meinte, scharfzüngig wie er nun einmal ist, rein passe er, der Napfberglandtaugliche Wagen nun einmal nicht. Ein Pfarrer habe ja wohl Anspruch darauf, dass alles, was sein ist, in der Kirche unterkommt.

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