Sonntag, 11. Januar 2009

Auf der anderen Seite der Welt: Nebel

Die Schuhfrau und ich schreiten Seite 26 bis 38 des Manuskripts ab. Das kostet uns viereinhalb Stunden und einen erheblichen Energieaufwand. Wir bewegen uns mehrheitlich gerade unterhalb der Nebelobergrenze. Die Tannen sind voller Biecht (wer wissen will, was das ist, warum es auch "Gjäch", "Picki" oder "Böimbockillär" heißt, und wie es ungeachtet der uneinheitlichen Namen einheitlich aussieht, schaue hier: http://meteo.sf.tv/sfmeteo/wwn.php?id=200712251240) und unsere Haare bald auch. Das bedeutet, dass die Baumrinden und unsere Kopfhaut mindestens -8° kalt sind. Schwer zu sagen, ob mein Text - romantische Schneehügelbilder und tunnelartige Gedankengänge meiner jugendlichen Figur - in diese Landschaft passt. Um überhaupt irgendwo anzukommen, halten wir, die Schuhfrau und ich, uns in der Nebelrandzone vernünftigerweise nicht an mein Manuskript. Sondern an die Blätter 1149 und 1129 der Karten des Bundesamtes für Landestopographie. Und an die offiziellen Markierungen der Wanderwege. An gelbe Wegweiser und gelbe Richtungszeiger, die in regelmäßigen Abständen an fest verankerten Eisenstangen durch eine vermessene Welt führen. Oder an die gelben Pfeile und gelben Rhomben an den kalten Baumrinden.

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