Es war noch dunkel, als ich die Mühle verließ. Ich wollte mein GA ausführen und Tropfen fielen auf meine Wangen. Regen! Feuchtigkeit! Alle, die unterwegs zustiegen, glänzten vor Nässe. Regen! Feuchtigkeit! Ich konnte nichts tun im Zug. Weder Zeitung lesen, noch Gedanken sammeln, noch die Augen schließen. Solange es dunkel war, lauschte ich fasziniert dem Trommeln an der Scheibe. Und als es hell wurde, schaute ich fasziniert in die verhangene Welt. Regen! Feuchtigkeit!
Dann stand ich drei Stunden im Formonterhof im Trockenen in einem mindestens 4 Meter hohen Raum. Wie eine Kiefer im Wald. Oder wie der Wind im Gehen. Oder wie der Regen im Fluss. Ich reckte und streckte mich und meine Hände in den Himmel, an die, oh wie herrlich unerreichbare Stuckdecke. Und spürte das Fließen unter den Füßen. Vor dem Fenster findet an dieser Stelle der Rhein endlich seinen Weg nach Norden.
Statt zu Mittag zu essen, trat ich in die Lücke in der Häuserzeile am Ufer, die mir den ganzen Vormittag den Blick auf den Fluss frei gegeben hatte. Eine winzige Pfalz. Eine Fahrradbestandene Terrasse, gesäumt von zwei blattlosen Linden und einem wie überall in diesem Land jahraus jahrein sprudelnden Brunnen. Solothurner Kalkstein, sagt mir ein Metalltäfelchen, Kopie eines sechseckigen Brunnentrogs und eines Brunnenpfeilers mit Blattornamenten aus dem 19. Jahrhundert, auf dem sich eine liebliche Frauenfigur reckt und streckt. Das brauchten die Frauen damals schon, dachte ich anerkennend, und ein Steinmetz hatte es erkannt! Das Original steht im Historischen Museum. Die Frau sei "reisefleissig", sagt das Regentropfentriefende Täfelchen weiter. Und der Brunnen heiße "Faule-Magd-Brunnen". Ich machte auf dem Absatz meiner neuen roten Schuhe kehrt, rief das GA wie einen Hund, nahm es an die straffe Leine und führte es unverzüglich in die Mühle zurück.
Samstag, 7. Februar 2009
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