Vor einigen Wochen änderte ich den Hintergrund meines Mail-Programms. Zur Vorbereitung auf meinen Aufenthalt in der Schweiz wählte ich aus den unter Einstellungen angebotenen Designs Berge aus. Ich hatte die Wahl von Standard, Klassisch, New Blue, Kalte Dusche über Minimalistisch, Hellgrün und Kaugummi. Von Dämmerung, Sonnenuntergang, Silber, Kontrast Schwarz oder Schreibtisch über Baum, Strand, Steine und Graffiti bis hin zu Planeten. Sowie von Motiven mit Namen, die mir gar nichts sagten. Wie Ninja, Zoozimps oder Süßigkeiten. Wer hat schon Lust auf Süßigkeiten als Webhintergrund? Kaugummi scheint auch nicht angebrachter. Wie wäre es also mit Terminal, Teehaus oder Bushaltestelle?
Aus oben angegebenen Gründen entschied ich mich für eine althergebrachte, naturalistisch überzeugende Bergwelt und bereute es bis gestern nicht. Ich musste vor der endgültigen Installation meinen geographischen Standort eingeben. Das kam mir zwar spanisch vor, aber da die Berge sich anders nicht hinter meinen Mail-Briefkasten zaubern ließen, füllte ich gehorsam alle Pflichtfelder aus. Nach einer Woche verstand ich den Sinn dieser Schikane. Täglich um Mitternacht wird mein Berghintergrund ausgewechselt. Im Wochenrhythmus. Ich hatte mich daran gewöhnt, dass ich jeden Tag in andere Felsschluchten schaue. Ich hatte mich daran gewöhnt, dass nur Samstags meine Bergwelt kitschig (am Horizont rosarot verfärbt) aussieht.
Heute ist Montag. Und ich sehe um acht Uhr diese unnatürliche, elektronisch generierte Sonnenuntergangs- oder -aufgangsstimmung meines Mail-Samstags. Um neun Uhr merke ich, dass ich nicht arbeiten kann. Um zehn Uhr hat sich das Samstagsrosa noch immer nicht verflüchtigt. Um elf Uhr bin ich so verwirrt, dass ich beschließe, den Computer auszuschalten, mich warm anzuziehen und den Rest des Tages mit meinem GA in der SBB zu verbringen.
Montag, 2. Februar 2009
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