Mittwoch, 4. Februar 2009

Die falsche Luft

W. erzählt, er sei durch dicken Nebel nach Hause gekommen. Trotz gutem Licht am Fahrrad und trotz Straßenbeleuchtung habe er kaum etwas sehen können. Es regne nicht, aber die Luft bestehe zu 100 % aus Feuchtigkeit.
Ich gehe seit zwei Tagen nachts spazieren. Wenn ich aufhöre zu arbeiten, schalte ich den Computer aus, öffne alle Fenster, ziehe die Schuhe an (das kostet am meisten Überwindung), nehme den Lift und verlasse die Mühle. Ich muss, bevor ich mich zu Bett begebe, die Gedanken loswerden, Wörter vertreiben, überflüssige Sätze im Willisauer Brunnenwasser ersäufen. Das habe ich mir nun auferlegt und hoffe, besser schlafen zu können.
Hier ist die Luft trocken, sage ich. Wir sehen uns seit neuestem beim Telefonieren und schicken uns fortlaufend emoticons auf den Bildschirm ("verliebt", "fieses Grinsen", "umarmen", "nicken", "tanzen", "Ninja" [?], "Blumen", "cool", "Mmmm..." usw.). Dabei lachen wir uns halbtot. Am meisten gefällt uns der Japaner, der nicht aufhören will, sich zu verbeugen. Meine Haut ist trocken, sage ich. Meine Wangen sind trocken. Meine Lippen sind trocken. Meine Fingerbeeren sind trocken. Meine Handrücken sind trocken. Meine Unterarme sind trocken. Das Einschlafen ist trocken. Das Aufwachen ist trocken. Ich vermisse dich.

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