Was bedeutet es für ein viersprachiges Land wie die Schweiz, wenn der Konzernchef der UBS (immerhin der größten der Schweizer Großbanken, der sogenannten Megabank) an einer Medienkonferenz in Zürich den Rekordverlust seines Hauses in einer fünften, einer fremden Sprache, in Englisch bekannt gibt? In einem, nebenbei bemerkt, wohltemperierten helvetischen Englisch. Aber nicht die nationale Färbung der fremden Sprache irritiert mich, auch nicht das unangepasste Tempo oder die falschen Betonungen. Nein, das ist alles Ansichtssache oder Schmuckwerk. Ihren kommunikativen Auftrag erfüllte die fremde Sprache. Die message von den grauenhaften fast 20 Milliarden (19, 7 um genau zu sein) verstanden alle, die es interessiert, rund um den Erdball richtig.
Nein, mich irritiert nicht, wie die fremde Sprache gesprochen wird. Mich irritiert, dass in der fremden Sprache gesprochen wird. Dass in dieser Sache von einem Schweizer in der Schweiz vor Schweizer Medienleuten in der fremden Sprache gesprochen wird. Als ob wir nicht genug eigene Sprachen zur Verfügung hätten. Und es irritiert mich, dass dies niemandem aufzufallen scheint, außer mir.
Mich irritiert, dass in (deutschsprachigen) Kommentaren heute von "vergifteten" Wertpapieren die Rede ist, von "toxischen" Anteilen, von "Schrottpapieren", von einem "echten Ramschpaket" im Gegensatz zu "noch einigermassen brauchbaren Papieren", von einem "Klumpenrisiko Grossbank", von einem "Schrottpapier-Deal" mit dem Bund, bzw. der SNB usw.
Den ganzen Tag höre ich Schriftdeutsch im nationalen Radio.
Den ganzen Tag versuche ich mich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Auf das fehlende Emblem in der Hand des einen Zwillingsschuhmacherpatrons in der Heilig-Blut-Kapelle.
Den ganzen Tag höre ich in regelmäßigen Abständen, dass das Staatsradio einen "Partner für Klassik und Jazz" hat, sprich (oder verstehe): gesponsert wird von der Crédit Suisse.
Wundert es irgendjemanden am anderen Ende der Leitung, dass auch der CEO dieser Schweizerischen Großbank heute einen Milliardenverlust vermelden wird? Ich kann noch nicht sagen, in welcher Sprache, aber ich nehme an, in der Sprache der Diplomatie - en français.
Mittwoch, 11. Februar 2009
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