Dienstag, 10. Februar 2009

Tausend und einhundert zweiundachtzig Küsse

Zur Abwechslung greife ich ein abgegriffenes Thema auf: unser Eheritual. Alle Monate wieder feiern wir den Zehnten. Heute feiern wir den 182. Zehnten unserer Ehe.
Vorgestern riefst Du beim Umsteigen von Miami an, gestern Mittag ausgeschlafen aus dem Zimmer 603 eines Hotels in Kingston. Dabei war überhaupt nichts anders, als wenn Du mich aus dem Büro in Heide oder aus dem Haus am Wattenmeer anrufst. Weder wurden unsere Stimmen verzerrt noch wackelten die Bilder mehr als sonst.
Du siehst aus wie immer (außer: nackte Unterarme, kurzärmliges gelbes Hemd). Und Du behauptest wie immer, von mir ein "Nasa-Bild" zu empfangen. Ich kann meine Kamera auch deaktivieren, biete ich mit schöner Regelmäßigkeit an. Nein, nein, wehret den Anfängen, rufst Du und willst wissen, wo die rote Thermoskanne abgeblieben ist. Der einzige Farbfleck auf der Küchenzeile in meinem Rücken.
In Jamaika fängt jeder Tag, nicht nur unser eingespielter 10., sechs Stunden später an als in Willisau. In diesen sechs Stunden bringe ich meinen ganzen Nachtschlaf hinter mich und beginne zu Beginn der siebenten Stunde frohgemut mein Tagewerk.
Ich gratuliere ins Blinde hinein, in die Nacht hinein, in den Nebel hinein, in das Sturmtief hinein, das von Frankreich herüberzieht, in die stockfinstere Karibik hinein, irgendwo südlich von Kuba ... Tausend und einhundert zweiundachtzig Küsse!

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