Samstag, 7. März 2009

Der Rasenmäher II

Das Rasenmäherheimweh begann damit, dass W. das Ladegerät für sein Mobiltelefon hier liegen gelassen hatte. Er wird erst an Ostern wiederkommen, bis dahin hat sein Telefon längst keinen Saft mehr. Also lief ich zur Post, kaufte eine Packung Luftpolsterumschläge, riss die dünne Zellophanhülle auf, steckte in einen der Umschläge das Ladegerät, klebte die Adressetikette und eine Zollerklärung darauf, und reihte mich ohne zu murren in die Wartenden vor den beiden offenen Schaltern ein.

Erst als ich wieder in der Mühle war, wunderte mich, dass ich für ein paar Postkarten, drei Briefe und einen Maxibrief Priorität Europa über fünfunddreißig Franken bezahlen musste. Ich studierte die Quittung, die mir auch diesmal, wie schon unzählige Male zuvor an anderen Orten, liebevoll und akkurat zusammengefaltet mitgegeben worden war. Die Dame an Schalter 4 hatte mir für eine Packung Luftpolstertaschen 4 x 3,50 berechnet. Wahrscheinlich, weil ich die Packung, bevor ich sie bezahlte, schon aufgerissen hatte. Weil sich ursprünglich und korrekterweise vier einzelne Luftpolstertaschen in der Originalverpackung befunden hatten. Weil ich eine der vier herausgenommen hatte und damit ein übersichtliches Ganzes zerstört und in seine unübersichtlichen - aber nur so praktisch verwendbaren! - Einzelteile aufgelöst hatte. Nur weil ich das einpackte, was ich wegschicken wollte. Wahrscheinlich, weil ich mich falsch verhalten hatte. Ich habe keine Ahnung, was ich hätte tun müssen, um mich richtig zu verhalten. Und mir wurde schlagartig klar, wie sehr ich hier nicht mehr zu Hause bin. In diesem wohlgenährten Land. Ich verstehe seine Sprache nicht mehr. Und sei es auch nur die Körpersprache. Die Umgangssprache. Die Verhaltenssprache.

Ich lief noch einmal zur Post und bekam zehn Franken und fünfzig Rappen auf die Hand zurück erstattet. Die Auszubildende an Schalter 4 hatte gemeint, wenn 4 Stück in einer Packung drin sind, müsste sie den gescannten Preis entsprechend multiplizieren. Das kann überall passieren. Der mathematische oder logische Fehler ist nicht das Problem. Das Problem bin ich. Das Problem ist, dass ich an diesem Punkt an meine Grenze gestoßen bin. Ich bin hier unwiderruflich fremd.

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