Wahrscheinlich begann alles viel früher. Als ich vor Wochen vor dem Schreibwarenladen aus einer Ausverkaufskiste zufällig die passende Geburtstagskarte für W. herausfischte. Und danach im Laden umständlich nach dem richtigen Geschenkpapier suchte, um das richtige Geschenk zur Karte darin einzuwickeln. Und nach einem Geschenkpapierband in der richtigen Farbe. Und noch einen Moment mit der Buchhändlerin sprach, die gerade vom oberen Stock heruntergekommen war und mich fragte, wie es ginge. An der Kasse wurde mir ein horrender Preis abverlangt. Ich zahlte, ohne mit der Wimper zu zucken, da ich gerade dabei war, mich darin zu üben, horrende Preise in diesem Land zu bezahlen, ohne mit der Wimper zu zucken. Dann zögerte ich doch, und fragte irritiert nach. Die Kassiererin entschuldigte sich auf der Stelle und gab mir zehn Franken auf die Hand zurück. Normalerweise, sagte sie, würden die Kunden mit den verbilligten Artikeln aus der Ramschkiste draußen drinnen sofort zur Kasse kommen. Dann seien die herabgesetzten Waren - in meinem Fall eine schlichte Geburtstagskarte, kaum der Rede wert - eiskalt und sie würde in den Fingerspitzen spüren, dass es sich um einen reduzierten Preis handle.
Ich kann mich nicht entsinnen, wohin ich damals meine Verzweiflung getragen hatte. Wahrscheinlich nur gerade um die Ecke in den dritten Stock. Hinter die Fenster über den Buchstaben "Stadtmühle". Ich musste mich schon damals an einem Ende meiner Welt ziemlich heftig gestoßen haben. Ich musste mir irgendwo einen oder mehrere blaue Flecken zugezogen haben. Am Oberarm oder mitten auf der Stirn. Ohne es zu merken. Wahrscheinlich war der Kopf mit anderem beschäftigt. Oder die Seele abgelenkt, betört. Jetzt kommt die Verzweiflung doppelt und dreifach hoch. Ich bin nicht mehr kompatibel! Ich ertrage weder diese aufrichtige Freundlichkeit noch diese selbstgerechte Denkweise. Ich widerstehe der Versuchung, eine bösartige Frage zu stellen und pflege mein Nordseeheimweh. Ich habe Heimweh nach der Fremde. Ich sehne mich nach dem alten Rasenmäher, den die Vorbesitzer der einen Haushälfte in der Garage am Wattenmeer stehengelassen hatten.
Sonntag, 8. März 2009
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