Die halbe Stadt ist in der Kirche zusammengekommen, um dem Schneebrettopfer vom Napf die letzte Ehre zu erweisen. Junge Menschen stehen schon eine Stunde vor Beginn des Gottesdienstes um die Kirche herum, umarmen sich, weinen, trösten sich, ziehen weiße Taschentücher hervor, schiefen, putzen sich die Nasen, warten, schweigen, verteilen Blumen. Die Sonne scheint. Der Schnee hier unten ist längst verschwunden. Die Bauern auf Vorberg haben ihre Gülle ausgefahren. Es ist heute unvorstellbar, dass einer von Schneemassen, hart wie Beton, vor erst einer Woche erdrückt wurde.
Wohlgemerkt: es war dunkel. Und mitten in der Nacht. Natürlich stelle wieder nur ich die Frage, warum man eigentlich nachts, auch wenn Vollmond ist, Schneeschuhwandern muss. Warum man das nicht tagsüber tun kann. Warum dieses Land so überheblich geworden ist. Wo die Demut, die Selbstkritik, die Selbstzweifel, ja vielleicht ein bisschen Gottesfurcht abgeblieben ist. Es gibt nur noch Machtanspruch. Und zwar einen absoluten. Wir, sagen hier alle außer mir, herrschen über den Tag und die Nacht. Um jeden Preis.
Donnerstag, 19. März 2009
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